Van Gaals erster Machtkampf
Auch nach dem Trainingsauftakt der Bayern sorgt Franck Ribery für Schlagzeilen. Wie lange schaut sich Louis van Gaal das an?
Wie lange zeigt Louis van Gaal (r.) Franck Ribery noch, wo es langgeht?
Von Matthias Becker
München - An mangelndem Selbstvertrauen leidet der neue Bayern-Trainer Louis van Gaal sicher nicht.
"Mia san mir! Wir sind wir! Und ich bin ich! Selbstbewusst, dominant, ehrlich, arbeitsam, innovativ. Aber auch warm und familiär", sagte van Gaal bei seiner ersten Pressekonferenz nach dem Trainingsstart. (zum Artikel)
Selbstbewusstsein und Dominanz - das könnte Mittelfeld-Star Franck Ribery nun ziemlich schnell zu spüren bekommen.
Behält van Gaal nur annähernd die Linie bei, die er bei früheren Engagements durchgezogen hat, steht dem FC Bayern der erste Machtkampf in der Ära des Niederländers unmittelbar bevor.
Denn von einer Sonderbehandlung der Stars hielt van Gaal noch nie viel.
Auch Freitag kein Training
Und die fordert Ribery mit seinem Verhalten beim Trainingsstart quasi ein.
Erst heizt er das Transfer-Theater um seine Person durch seine "Ich-will-weg"-Aussage (zum Artikel) weiter an, dann bricht er das Trainings schon am zweiten Tag ab. (Der Sommerfahrplan des FC Bayern)
Offizielle Begründung: Eine Blase an der Ferse, hervorgerufen durch die neuen Schuhe des Franzosen.
Auch am Freitag konnte der Vize-Weltmeister von 2006 deshalb nicht trainieren.
Bekanntes Muster bei "Monsieur Stinkstiefel"?
Es scheint aber ebenso möglich, dass Ribery sich auf eine schon bei früheren Vereinen angewandte Taktik zur Transfer-Beschleunigung besinnt.
Zweimal schon hat "Monsieur Stinkstiefel" ("Bild") in seiner Karriere schon versucht, eine Freigabe für einen Transfer zu erzwingen: Bei Galatasaray Istanbul und bei Olympique Marseille.
In Istanbul ließ man ihn gehen, in Marseille musste er auf die Bank. Und trumpfte anschließend wieder so sehr auf, dass die Bayern ihn im Sommer 2007 für 25 Millionen Euro verpflichteten.
Keine Geldstrafe
Abgang oder Tribüne: Welche Variante steht Ribery diesmal bevor?
In ersten Reaktionen auf Riberys offensiv geäußerten Wechselwunsch reagierten die Klub-Verantwortlichen beschwichtigend. "Ich betrachte die Aussagen von Franck nicht als so schlimm, dass es eine Geldstrafe geben müsste", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge der "tz".
Sportdirektor Christian Nerlinger schlug in der "Bild" in die gleiche Kerbe: "Das kriegen wir schon geregelt", sagte er.
Zwei Alternativen für van Gaal
Klar ist aber auch: Lange wird sich van Gaal das Theater um Ribery nicht mehr angucken. Die Transfer-Periode läuft noch bis zum 31. August.
Der neue Coach des Rekordmeisters kann es sich nicht erlauben, dass die Personalie Ribery die ersten beiden Monate seines Engagements in München komplett überschattet.
Und so bleiben ihm - sollte der Franzose weiter Stunk machen - nur zwei Alternativen: Ribery auf die Bank oder Tribüne verbannen. Oder ihn trotz aller Dementis doch ziehen lassen.
Entscheidung durch die Ehefrau?
Denn auch wenn Nerlinger erneut betonte, dass kein Angebot von Real Madrid vorläge, so kann das auch als nächster Bluff im Poker um einen angemessenen Preis angesehen werden.
Angeblich hat sich Riberys Ehefrau Wahiba ohnehin schon für einen Wechsel nach Madrid entschieden - und sie ist bei der Karriere-Planung ihres Mannes von jeher ein entscheinder Faktor.
Und Riberys Meinung ist ohnehin klar: "Es wird Real sein - oder gar nichts", hatte er der L'Equipe" gesagt.
Suchen nach der Schmerzgrenze
Wenn also sowohl Mann als auch Frau Ribery sich über einen Wechselwunsch einig sind, könnte das Verhalten der Bayern-Offiziellen vor allem dazu gut sein, die finanziellen Grenzen bei Real Madrid auszuloten.
Vor einigen Wochen hatte Manager Uli Hoeneß vorgerechnet, für das damals kolportierte Angebot von 50 Millionen Euro wütrde Real gerade mal ein Bein von Ribery bekommen. Für 100 Millionen wäre dementsprechend der ganze Kerl zu haben.
Bezieht man den in Madrid auf dem Abstellgleis stehenden Mittelfeld-Regisseur Wesley Sneijder als "Verhandlungsmasse" mit ein, käme man auf einen für Ribery etwa zu zahlenden Preis von etwa 80 Millionen.
Hitzfeld: "Bei 80 Millionen handeln"
Für Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld liegt der Fall klar, sollte solch eine Summe geboten werden: "Es gibt immer eine Schmerzgrenze. Bayern ist ein Verein, der knallhart kalkuliert. Wenn jemand eine Summe zwischen 70 und 80 Millionen zahlt, wäre Bayern gezwungen zu handeln", sagte er der "Sport Bild".
Mit dem Erlös aus solch einem Mega-Transfer und der möglichen Verstärkung durch Sneijder könnte van Gaal auch den Ribery-Ausfall sicherlich verkraften.
Und seinen ersten Machtkampf hätte er auch noch gewonnen.
www.sport1.de
Auch nach dem Trainingsauftakt der Bayern sorgt Franck Ribery für Schlagzeilen. Wie lange schaut sich Louis van Gaal das an?
Wie lange zeigt Louis van Gaal (r.) Franck Ribery noch, wo es langgeht?
Von Matthias Becker
München - An mangelndem Selbstvertrauen leidet der neue Bayern-Trainer Louis van Gaal sicher nicht.
"Mia san mir! Wir sind wir! Und ich bin ich! Selbstbewusst, dominant, ehrlich, arbeitsam, innovativ. Aber auch warm und familiär", sagte van Gaal bei seiner ersten Pressekonferenz nach dem Trainingsstart. (zum Artikel)
Selbstbewusstsein und Dominanz - das könnte Mittelfeld-Star Franck Ribery nun ziemlich schnell zu spüren bekommen.
Behält van Gaal nur annähernd die Linie bei, die er bei früheren Engagements durchgezogen hat, steht dem FC Bayern der erste Machtkampf in der Ära des Niederländers unmittelbar bevor.
Denn von einer Sonderbehandlung der Stars hielt van Gaal noch nie viel.
Auch Freitag kein Training
Und die fordert Ribery mit seinem Verhalten beim Trainingsstart quasi ein.
Erst heizt er das Transfer-Theater um seine Person durch seine "Ich-will-weg"-Aussage (zum Artikel) weiter an, dann bricht er das Trainings schon am zweiten Tag ab. (Der Sommerfahrplan des FC Bayern)
Offizielle Begründung: Eine Blase an der Ferse, hervorgerufen durch die neuen Schuhe des Franzosen.
Auch am Freitag konnte der Vize-Weltmeister von 2006 deshalb nicht trainieren.
Bekanntes Muster bei "Monsieur Stinkstiefel"?
Es scheint aber ebenso möglich, dass Ribery sich auf eine schon bei früheren Vereinen angewandte Taktik zur Transfer-Beschleunigung besinnt.
Zweimal schon hat "Monsieur Stinkstiefel" ("Bild") in seiner Karriere schon versucht, eine Freigabe für einen Transfer zu erzwingen: Bei Galatasaray Istanbul und bei Olympique Marseille.
In Istanbul ließ man ihn gehen, in Marseille musste er auf die Bank. Und trumpfte anschließend wieder so sehr auf, dass die Bayern ihn im Sommer 2007 für 25 Millionen Euro verpflichteten.
Keine Geldstrafe
Abgang oder Tribüne: Welche Variante steht Ribery diesmal bevor?
In ersten Reaktionen auf Riberys offensiv geäußerten Wechselwunsch reagierten die Klub-Verantwortlichen beschwichtigend. "Ich betrachte die Aussagen von Franck nicht als so schlimm, dass es eine Geldstrafe geben müsste", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge der "tz".
Sportdirektor Christian Nerlinger schlug in der "Bild" in die gleiche Kerbe: "Das kriegen wir schon geregelt", sagte er.
Zwei Alternativen für van Gaal
Klar ist aber auch: Lange wird sich van Gaal das Theater um Ribery nicht mehr angucken. Die Transfer-Periode läuft noch bis zum 31. August.
Der neue Coach des Rekordmeisters kann es sich nicht erlauben, dass die Personalie Ribery die ersten beiden Monate seines Engagements in München komplett überschattet.
Und so bleiben ihm - sollte der Franzose weiter Stunk machen - nur zwei Alternativen: Ribery auf die Bank oder Tribüne verbannen. Oder ihn trotz aller Dementis doch ziehen lassen.
Entscheidung durch die Ehefrau?
Denn auch wenn Nerlinger erneut betonte, dass kein Angebot von Real Madrid vorläge, so kann das auch als nächster Bluff im Poker um einen angemessenen Preis angesehen werden.
Angeblich hat sich Riberys Ehefrau Wahiba ohnehin schon für einen Wechsel nach Madrid entschieden - und sie ist bei der Karriere-Planung ihres Mannes von jeher ein entscheinder Faktor.
Und Riberys Meinung ist ohnehin klar: "Es wird Real sein - oder gar nichts", hatte er der L'Equipe" gesagt.
Suchen nach der Schmerzgrenze
Wenn also sowohl Mann als auch Frau Ribery sich über einen Wechselwunsch einig sind, könnte das Verhalten der Bayern-Offiziellen vor allem dazu gut sein, die finanziellen Grenzen bei Real Madrid auszuloten.
Vor einigen Wochen hatte Manager Uli Hoeneß vorgerechnet, für das damals kolportierte Angebot von 50 Millionen Euro wütrde Real gerade mal ein Bein von Ribery bekommen. Für 100 Millionen wäre dementsprechend der ganze Kerl zu haben.
Bezieht man den in Madrid auf dem Abstellgleis stehenden Mittelfeld-Regisseur Wesley Sneijder als "Verhandlungsmasse" mit ein, käme man auf einen für Ribery etwa zu zahlenden Preis von etwa 80 Millionen.
Hitzfeld: "Bei 80 Millionen handeln"
Für Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld liegt der Fall klar, sollte solch eine Summe geboten werden: "Es gibt immer eine Schmerzgrenze. Bayern ist ein Verein, der knallhart kalkuliert. Wenn jemand eine Summe zwischen 70 und 80 Millionen zahlt, wäre Bayern gezwungen zu handeln", sagte er der "Sport Bild".
Mit dem Erlös aus solch einem Mega-Transfer und der möglichen Verstärkung durch Sneijder könnte van Gaal auch den Ribery-Ausfall sicherlich verkraften.
Und seinen ersten Machtkampf hätte er auch noch gewonnen.
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