Der Kasernen-Louis
Man spricht wieder deutsch an der Säbener, die Amtssprache. Und man brüllt: van-Gaal-Sprache! Den Spieler vergeht das Lachen, den Fans gefällt´s. Hier erfahren Sie, wie das erste Training ablief
MÜNCHEN Nein, nein, so geht das nicht. Das muss der Chef in die Hand nehmen. Denn ab sofort zählt jedes Detail beim FC Bayern. Also griff Louis van Gaal ein. Es ging um das Mannschaftsfoto des Trainer- und Betreuerstabs. 14 Mann mussten in Position gebracht werden, van Gaal gefiel die zunächst zufällige Reihenfolge sitzend und stehend nicht. Er gruppierte die deutsch-holländisch-kanadisch-brasilianische Gruppe noch einmal um.
Er selbst begab sich dann in Position, als Insignien der Macht trug er um den Hals eine Trillerpfeife und eine Stoppuhr. Gute, alte Schule eben. So soll ein Fußball-Lehrer aussehen – wie es sich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge nach der Zeit des glücklosen Motivators und Raumausstatters Jürgen Klinsmann gewünscht hatten.
Eine neue Zeit hat begonnen. Van Gaal ist da. Um 11.11 Uhr betrat er mit seinem Funktionsteam den Trainingsplatz. Er hielt sich zurück, ließ seine Assistenten die Arbeit machen. Das Duo Gerland/Jonker hatte die Vorarbeit geleistet. Als van Gaal gegen 10.30 Uhr eine Ansprache an die Mannschaft hielt, präparierten die Assistenten den Platz. Gerland, der Kult-Co, und Andries Jonker, der holländische Assistent, hatten 46 Hütchen verteilt. Marcelo Martins, Fitness-Trainer und Klinsmann-Relikt, ließ aufwärmen.
Dann wurde Fußball, pardon: Voetbal, gespielt. ABC-Training, mit einer Pass-Laufübung, allerdings für Fortgeschrittene. Nicht jeder kapierte gleich, was verlangt wurde. Da wurde van Gaal zum Kasernen-Louis. „Hey! Stopp! So nicht! So geht das nicht!" Van Gaal ließ sich einen Ball zuspielen, machte die Übung selbst vor. Hohlkreuz, Flachpass, Kinn nach oben. Und die Botschaft als Befehl: „So geht das! Könnt ihr das verstehen?" Immer wieder, immer lauter. Van Gaal unterbricht, van Gaal brüllt, van Gaal macht's vor. Als Neuzugang Edson Braafheid einem Ball nicht entgegengeht, flippt van Gaal aus. „Das ist nicht gut! Das ist Sandsack!" Die Fans lachen, applaudieren. 1:0 für van Gaal. Den Spielern vergeht das Lachen. „Zu früh! Keine Aufsetzer! Schneller!" Man spricht deutsch an der Säbener – das ist die Amtssprache. Und man brüllt. Das ist die van-Gaal-Sprache. Nachhilfe à la oranje. „Das ist ein Ball! Den müsst ihr spielen mit dem Hirn!" Lektion eins.
Danach wird eine der Lehren aus der Klinsmann-Zeit gezogen. Volksnähe – sofort! Die Mannschaft musste Autogramme geben, ging auf die rund 1500 Fans zu, es menschelt wieder beim FC Bayern. Die Spieler scherzten mit den Fans, auch Co-Trainer Jos van Dijk, verantwortlich für die Trainingssteuerung, mischte sich sogleich unters Volk. Als einer forsch forderte, man solle bald mal wieder die Champions League gewinnen, antwortete van Dijk freundlich, aber bestimmt: „Also was wollen Sie jetzt? Schönen Fußball oder Erfolg." Der Fan schaute verdutzt drein. Van Dijk antwortete: „Sie haben Recht. Genau so soll es sein."
Dann ertönte ein schriller Pfiff. Es war van Gaal. Er gab das Zeichen zum Rückzug. Der erste Trainingstag war beendet. Ab in die Kanine.
http://www.abendzeitung.de
Man spricht wieder deutsch an der Säbener, die Amtssprache. Und man brüllt: van-Gaal-Sprache! Den Spieler vergeht das Lachen, den Fans gefällt´s. Hier erfahren Sie, wie das erste Training ablief
MÜNCHEN Nein, nein, so geht das nicht. Das muss der Chef in die Hand nehmen. Denn ab sofort zählt jedes Detail beim FC Bayern. Also griff Louis van Gaal ein. Es ging um das Mannschaftsfoto des Trainer- und Betreuerstabs. 14 Mann mussten in Position gebracht werden, van Gaal gefiel die zunächst zufällige Reihenfolge sitzend und stehend nicht. Er gruppierte die deutsch-holländisch-kanadisch-brasilianische Gruppe noch einmal um.
Er selbst begab sich dann in Position, als Insignien der Macht trug er um den Hals eine Trillerpfeife und eine Stoppuhr. Gute, alte Schule eben. So soll ein Fußball-Lehrer aussehen – wie es sich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge nach der Zeit des glücklosen Motivators und Raumausstatters Jürgen Klinsmann gewünscht hatten.
Eine neue Zeit hat begonnen. Van Gaal ist da. Um 11.11 Uhr betrat er mit seinem Funktionsteam den Trainingsplatz. Er hielt sich zurück, ließ seine Assistenten die Arbeit machen. Das Duo Gerland/Jonker hatte die Vorarbeit geleistet. Als van Gaal gegen 10.30 Uhr eine Ansprache an die Mannschaft hielt, präparierten die Assistenten den Platz. Gerland, der Kult-Co, und Andries Jonker, der holländische Assistent, hatten 46 Hütchen verteilt. Marcelo Martins, Fitness-Trainer und Klinsmann-Relikt, ließ aufwärmen.
Dann wurde Fußball, pardon: Voetbal, gespielt. ABC-Training, mit einer Pass-Laufübung, allerdings für Fortgeschrittene. Nicht jeder kapierte gleich, was verlangt wurde. Da wurde van Gaal zum Kasernen-Louis. „Hey! Stopp! So nicht! So geht das nicht!" Van Gaal ließ sich einen Ball zuspielen, machte die Übung selbst vor. Hohlkreuz, Flachpass, Kinn nach oben. Und die Botschaft als Befehl: „So geht das! Könnt ihr das verstehen?" Immer wieder, immer lauter. Van Gaal unterbricht, van Gaal brüllt, van Gaal macht's vor. Als Neuzugang Edson Braafheid einem Ball nicht entgegengeht, flippt van Gaal aus. „Das ist nicht gut! Das ist Sandsack!" Die Fans lachen, applaudieren. 1:0 für van Gaal. Den Spielern vergeht das Lachen. „Zu früh! Keine Aufsetzer! Schneller!" Man spricht deutsch an der Säbener – das ist die Amtssprache. Und man brüllt. Das ist die van-Gaal-Sprache. Nachhilfe à la oranje. „Das ist ein Ball! Den müsst ihr spielen mit dem Hirn!" Lektion eins.
Danach wird eine der Lehren aus der Klinsmann-Zeit gezogen. Volksnähe – sofort! Die Mannschaft musste Autogramme geben, ging auf die rund 1500 Fans zu, es menschelt wieder beim FC Bayern. Die Spieler scherzten mit den Fans, auch Co-Trainer Jos van Dijk, verantwortlich für die Trainingssteuerung, mischte sich sogleich unters Volk. Als einer forsch forderte, man solle bald mal wieder die Champions League gewinnen, antwortete van Dijk freundlich, aber bestimmt: „Also was wollen Sie jetzt? Schönen Fußball oder Erfolg." Der Fan schaute verdutzt drein. Van Dijk antwortete: „Sie haben Recht. Genau so soll es sein."
Dann ertönte ein schriller Pfiff. Es war van Gaal. Er gab das Zeichen zum Rückzug. Der erste Trainingstag war beendet. Ab in die Kanine.
http://www.abendzeitung.de
Kommentar