Heldt kündigt einen neuen Schalker Weg an
28.03.2011
Der aufgeblähte Kader des FC Schalke 04 soll kleiner und günstiger werden. „Man muss sich die Stars selbst produzieren“, sagte Manager Horst Heldt im Interview und kündigte einen neuen Schalker Weg an.
Nach der Trennung von Felix Magath ist Horst Heldt als Manager des FC Schalke 04 mit den Planungen für die neue Saison beschäftigt. Im Interview mit der Westfalenpost sprach er über Manuel Neuer, Finanzen, Philosophien und die Lage in der Bundesliga.
Herr Heldt, Sie kommen direkt aus München zu uns. Haben Sie etwa mit dem FC Bayern über Manuel Neuer verhandelt?
Horst Heldt: (lacht) Nein, habe ich nicht. Wir haben die Taufe unseres Sohnes gefeiert. Er wird nächste Woche ein Jahr alt.
Warum liegt Ihr Lebensmittelpunkt immer noch in München?
Heldt: In München habe ich damals meine Frau kennengelernt. Vor 15 Jahren, als ich selbst noch gespielt habe, bei 1860 München. Deshalb haben wir unseren Wohnsitz dort immer behalten.
Wie beurteilen Sie die turbulenten vergangenen Wochen? Der FC Schalke 04 gab bei der Trennung von
Felix Magath kein gutes Bild ab, oder?
Heldt: Wieso hat er kein gutes Bild abgegeben?
Durch Indiskretionen drangen Interna an die Öffentlichkeit.
Heldt: Das ist sicherlich ein Problem, welches wir aber alle gemeinsam in den Griff bekommen wollen. Ich teile jedoch nicht Ihre Meinung. Grundsätzlich haben wir in der Kürze der Zeit sehr viel richtig gemacht. Es ist uns nach langer Zeit mal wieder gelungen, dass zunächst Mannschaft, Gremien, Sponsoren, Banken und Mitarbeiter als erste über die wichtigen Entscheidungen informiert worden sind und anschließend erst die Öffentlichkeit.
Sie haben bei der Vorstellung von Trainer Ralf Rangnick gesagt, dass mit Blick auf den Kader Jahre intensiver Arbeit vor Ihnen liegen …
Heldt: … nicht nur mit Blick auf den Kader. Auch mit Blick auf die Philosophie und die Frage: Wo möchte Schalke hin? Da haben wir einen Prozess eingeleitet, der nicht innerhalb eines halben Jahres zu bewerkstelligen ist. Das dauert zwei, drei Jahre, bis der Verein sich wieder neu aufgestellt hat.
Wohin wollen Sie denn?
Heldt: Ich möchte den Leuten nichts verkaufen, was ich nicht halten kann. Wir müssen uns auf die Dinge besinnen, die diesen Verein stark machen, ihn ausmachen. Das hat etwas mit Werten zu tun. Ich glaube, dass die verloren gegangen sind. Wir dürfen nicht mit Scheuklappen durch die Gegend laufen und sagen: Jetzt muss unbedingt dieser oder jener Titel her. Was nützt z.B. eine Meisterschaft, wenn der Verein insolvent gehen und irgendwann in der fünften oder sechsten Liga wieder auftauchen würde?
Wie wollen Sie verhindern, dass Ihr Verein ein Schicksal erleidet wie zum Beispiel RW Essen? Schalke 04 hat 250 Millionen Euro Schulden …
Heldt: … weniger.
Wieviel sind es denn?
Heldt: Es ist definitiv weniger. Sagen Sie doch einfach, wir haben hohe Verbindlichkeiten …
… im dreistelligen Millionen-Bereich.
Heldt: Genau. Und eine zwei steht auch davor. Aber es ist ein Unterschied, ob ich 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten habe oder 250 Milllionen Euro. Wir werden allein in diesem Jahr über 20 Millionen Euro Tilgungen leisten.
Also hat auch Felix Magath wie von ihm immer behauptet die Verbindlichkeiten reduziert?
Heldt: Der Verein hat in diesem Jahr, 2010 oder auch 2009 Verbindlichkeiten abgebaut. Der Aufsichtsrat und mein Vorstandskollege Peter Peters haben einen Finanzplan entworfen, der u.a. beinhaltet, dass wir unsere Verbindlichkeiten sukzessive abbauen werden.
Wie können Sie unter dem Diktat des Schuldenabbaus die Mannschaft in der nächsten Saison konkurrenzfähig halten, wenn zudem in der nächsten Saison keine Einnahmen aus der Champions League zur Verfügung stehen?
Heldt: Definitiv haben wir derzeit zu viele Leute im Kader. Durch eine Verkleinerung erreiche ich eine Senkung der Gehaltskosten. Aber das alleine wird nicht reichen. Wir werden uns etwas einfallen lassen müssen wie wir von den Kosten runterkommen.
Sind Sie in der Lage, Spieler wie Klaas-Jan Huntelaar oder Raul weiterhin zu bezahlen?
Heldt: Ja.
Und den Rest auch?
Heldt: Das werden wir sehen. Ich weiß nicht, ob Sie jetzt jeden einzelnen aufführen wollen und wann wir zu Manuel Neuer kommen.
Sagen Sie wie Magath: Manuel Neuer wird nicht verkauft?
Heldt: Es ist Ziel des Clubs und auch mein Ziel, den Vertrag mit Manuel Neuer zu verlängern. Daran werden wir alles setzen. Wir haben einen gemeinsamen Zeitplan, der aber beinhaltet, dass wir uns von außen Druck setzen lassen, Wasserstandsmeldungen abzugeben. Wir halten uns nur an die Fakten und die lauten: Manuel Neuer hat einen Vertrag bis zum 30. Juni 2012. Konkret hat sich bei uns weiterhin noch kein Verein gemeldet, der Manuel Neuer verpflichten möchte. Und ich wiederhole noch einmal:
Unser Ziel ist es, Manuel Neuer zu halten.
Könnte es sich der Verein erlauben, Neuer in diesem Sommer nicht zu verkaufen, wenn der Vertrag nicht über 2012 verlängert wird?
Heldt: Grundsätzlich kann man sich das erlauben. Meine Aufgabe ist es, das Bestmögliche für den Verein zu machen.
In welchem Finanzrahmen können Sie sich bei Ihren Transfergeschäften bewegen?
Heldt: Geschäfte über 300 000 Euro muss ich erstmal vom Aufsichtsrat genehmigen lassen. Diese Klausel ist mehr als vernünftig. Darüber hinaus: gibt es natürlich einen festgelegten Rahmen, aber den möchte ich nicht in der Öffentlichkeit definieren.
Ist Borussia Dortmund ein Vorbild für Schalke 04? Aus der finanziellen Notsituation entstand bei Ihrem Nachbarn etwas ziemlich Gutes?
Heldt: Dortmund hat in der Zusammenstellung des Kaders viel richtig gemacht und einen Trainer, der zum Verein passt. Auch das Zusammenspiel zwischen Trainer und Manager harmoniert sehr gut. Dazu gehört auch Herr Watzke, der ab und zu ein paar kluge Sprüche zu anderen Vereinen von sich gibt. Das ist auch wichtig. Aber bei allem berechtigten Lob sollte man nicht vergessen: In der jüngeren Vereinsgeschichte hat ist der Verein erhebliche Schwierigkeiten finanzieller Art gehabt. Wir müssen unseren eigenen Weg finden.
Wie könnte der aussehen?
Heldt: Wir müssen etwa talentierte Nachwuchskräfte in den Verein zu holen und sie dann davon überzeugen, gerne hierzubleiben. Man muss sich Gedanken machen, wie man Spieler emotionalisieren kann. Jeder Bundesliga-Profi kann dreimal am Tag warm essen, ohne aufs Geld schauen zu müssen. Man kann die Leute nur begrenzt mit Sachwerten oder Geld zu Leistung treiben. Dieses Thema muss ganz früh anfangen. Nicht nur im Lizenzspielerbereich. In der U19, in der U17 brauchen wir Qualität und gute Trainer, die gemeinsam ein Ziel verfolgen. Man muss sich die Stars selbst produzieren. Aber das geht nicht von heute auf morgen.
In der Bundesliga steckt Schalke kurz vor dem Abstiegskampf. Wie sehr sorgt sie die Tabellensituation?
Heldt: Die Saison in der Bundesliga ist alles andere als zufriedenstellend. Wenn wir am Freitag in St. Pauli nicht gewinnen, rutschen wir eventuell unten rein. Wir müssen uns mit dieser Situation gewissenhaft auseinandersetzen. Fünf Punkte Vorsprung sind gar nichts. Freitag ist ein wichtiges Spiel für den Verein.
Gilt der Vertrag von Ralf Rangnick auch für die 2. Bundesliga?
Heldt: Ja.
Kommen nach der Saison alle ausgeliehenen Spieler zurück?
Heldt: Alle, außer eventuell Carlos Zambrano, der eigentlich für zwei Jahre ausgeliehen ist. Wir haben ja Verträge mit ihnen.
Was ist mit Gerald Asamoah? Felix Magath deutete mal eine Rückholaktion an.
Heldt: Wenn St. Pauli absteigt, ist Gerald wieder ein Blauer.
Begeistert klingen Sie nicht.
Heldt: (lacht) Doch. Ich freue mich über jeden Spieler.
Quelle: derwesten.de
28.03.2011
Der aufgeblähte Kader des FC Schalke 04 soll kleiner und günstiger werden. „Man muss sich die Stars selbst produzieren“, sagte Manager Horst Heldt im Interview und kündigte einen neuen Schalker Weg an.
Nach der Trennung von Felix Magath ist Horst Heldt als Manager des FC Schalke 04 mit den Planungen für die neue Saison beschäftigt. Im Interview mit der Westfalenpost sprach er über Manuel Neuer, Finanzen, Philosophien und die Lage in der Bundesliga.
Herr Heldt, Sie kommen direkt aus München zu uns. Haben Sie etwa mit dem FC Bayern über Manuel Neuer verhandelt?
Horst Heldt: (lacht) Nein, habe ich nicht. Wir haben die Taufe unseres Sohnes gefeiert. Er wird nächste Woche ein Jahr alt.
Warum liegt Ihr Lebensmittelpunkt immer noch in München?
Heldt: In München habe ich damals meine Frau kennengelernt. Vor 15 Jahren, als ich selbst noch gespielt habe, bei 1860 München. Deshalb haben wir unseren Wohnsitz dort immer behalten.
Wie beurteilen Sie die turbulenten vergangenen Wochen? Der FC Schalke 04 gab bei der Trennung von
Felix Magath kein gutes Bild ab, oder?
Heldt: Wieso hat er kein gutes Bild abgegeben?
Durch Indiskretionen drangen Interna an die Öffentlichkeit.
Heldt: Das ist sicherlich ein Problem, welches wir aber alle gemeinsam in den Griff bekommen wollen. Ich teile jedoch nicht Ihre Meinung. Grundsätzlich haben wir in der Kürze der Zeit sehr viel richtig gemacht. Es ist uns nach langer Zeit mal wieder gelungen, dass zunächst Mannschaft, Gremien, Sponsoren, Banken und Mitarbeiter als erste über die wichtigen Entscheidungen informiert worden sind und anschließend erst die Öffentlichkeit.
Sie haben bei der Vorstellung von Trainer Ralf Rangnick gesagt, dass mit Blick auf den Kader Jahre intensiver Arbeit vor Ihnen liegen …
Heldt: … nicht nur mit Blick auf den Kader. Auch mit Blick auf die Philosophie und die Frage: Wo möchte Schalke hin? Da haben wir einen Prozess eingeleitet, der nicht innerhalb eines halben Jahres zu bewerkstelligen ist. Das dauert zwei, drei Jahre, bis der Verein sich wieder neu aufgestellt hat.
Wohin wollen Sie denn?
Heldt: Ich möchte den Leuten nichts verkaufen, was ich nicht halten kann. Wir müssen uns auf die Dinge besinnen, die diesen Verein stark machen, ihn ausmachen. Das hat etwas mit Werten zu tun. Ich glaube, dass die verloren gegangen sind. Wir dürfen nicht mit Scheuklappen durch die Gegend laufen und sagen: Jetzt muss unbedingt dieser oder jener Titel her. Was nützt z.B. eine Meisterschaft, wenn der Verein insolvent gehen und irgendwann in der fünften oder sechsten Liga wieder auftauchen würde?
Wie wollen Sie verhindern, dass Ihr Verein ein Schicksal erleidet wie zum Beispiel RW Essen? Schalke 04 hat 250 Millionen Euro Schulden …
Heldt: … weniger.
Wieviel sind es denn?
Heldt: Es ist definitiv weniger. Sagen Sie doch einfach, wir haben hohe Verbindlichkeiten …
… im dreistelligen Millionen-Bereich.
Heldt: Genau. Und eine zwei steht auch davor. Aber es ist ein Unterschied, ob ich 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten habe oder 250 Milllionen Euro. Wir werden allein in diesem Jahr über 20 Millionen Euro Tilgungen leisten.
Also hat auch Felix Magath wie von ihm immer behauptet die Verbindlichkeiten reduziert?
Heldt: Der Verein hat in diesem Jahr, 2010 oder auch 2009 Verbindlichkeiten abgebaut. Der Aufsichtsrat und mein Vorstandskollege Peter Peters haben einen Finanzplan entworfen, der u.a. beinhaltet, dass wir unsere Verbindlichkeiten sukzessive abbauen werden.
Wie können Sie unter dem Diktat des Schuldenabbaus die Mannschaft in der nächsten Saison konkurrenzfähig halten, wenn zudem in der nächsten Saison keine Einnahmen aus der Champions League zur Verfügung stehen?
Heldt: Definitiv haben wir derzeit zu viele Leute im Kader. Durch eine Verkleinerung erreiche ich eine Senkung der Gehaltskosten. Aber das alleine wird nicht reichen. Wir werden uns etwas einfallen lassen müssen wie wir von den Kosten runterkommen.
Sind Sie in der Lage, Spieler wie Klaas-Jan Huntelaar oder Raul weiterhin zu bezahlen?
Heldt: Ja.
Und den Rest auch?
Heldt: Das werden wir sehen. Ich weiß nicht, ob Sie jetzt jeden einzelnen aufführen wollen und wann wir zu Manuel Neuer kommen.
Sagen Sie wie Magath: Manuel Neuer wird nicht verkauft?
Heldt: Es ist Ziel des Clubs und auch mein Ziel, den Vertrag mit Manuel Neuer zu verlängern. Daran werden wir alles setzen. Wir haben einen gemeinsamen Zeitplan, der aber beinhaltet, dass wir uns von außen Druck setzen lassen, Wasserstandsmeldungen abzugeben. Wir halten uns nur an die Fakten und die lauten: Manuel Neuer hat einen Vertrag bis zum 30. Juni 2012. Konkret hat sich bei uns weiterhin noch kein Verein gemeldet, der Manuel Neuer verpflichten möchte. Und ich wiederhole noch einmal:
Unser Ziel ist es, Manuel Neuer zu halten.
Könnte es sich der Verein erlauben, Neuer in diesem Sommer nicht zu verkaufen, wenn der Vertrag nicht über 2012 verlängert wird?
Heldt: Grundsätzlich kann man sich das erlauben. Meine Aufgabe ist es, das Bestmögliche für den Verein zu machen.
In welchem Finanzrahmen können Sie sich bei Ihren Transfergeschäften bewegen?
Heldt: Geschäfte über 300 000 Euro muss ich erstmal vom Aufsichtsrat genehmigen lassen. Diese Klausel ist mehr als vernünftig. Darüber hinaus: gibt es natürlich einen festgelegten Rahmen, aber den möchte ich nicht in der Öffentlichkeit definieren.
Ist Borussia Dortmund ein Vorbild für Schalke 04? Aus der finanziellen Notsituation entstand bei Ihrem Nachbarn etwas ziemlich Gutes?
Heldt: Dortmund hat in der Zusammenstellung des Kaders viel richtig gemacht und einen Trainer, der zum Verein passt. Auch das Zusammenspiel zwischen Trainer und Manager harmoniert sehr gut. Dazu gehört auch Herr Watzke, der ab und zu ein paar kluge Sprüche zu anderen Vereinen von sich gibt. Das ist auch wichtig. Aber bei allem berechtigten Lob sollte man nicht vergessen: In der jüngeren Vereinsgeschichte hat ist der Verein erhebliche Schwierigkeiten finanzieller Art gehabt. Wir müssen unseren eigenen Weg finden.
Wie könnte der aussehen?
Heldt: Wir müssen etwa talentierte Nachwuchskräfte in den Verein zu holen und sie dann davon überzeugen, gerne hierzubleiben. Man muss sich Gedanken machen, wie man Spieler emotionalisieren kann. Jeder Bundesliga-Profi kann dreimal am Tag warm essen, ohne aufs Geld schauen zu müssen. Man kann die Leute nur begrenzt mit Sachwerten oder Geld zu Leistung treiben. Dieses Thema muss ganz früh anfangen. Nicht nur im Lizenzspielerbereich. In der U19, in der U17 brauchen wir Qualität und gute Trainer, die gemeinsam ein Ziel verfolgen. Man muss sich die Stars selbst produzieren. Aber das geht nicht von heute auf morgen.
In der Bundesliga steckt Schalke kurz vor dem Abstiegskampf. Wie sehr sorgt sie die Tabellensituation?
Heldt: Die Saison in der Bundesliga ist alles andere als zufriedenstellend. Wenn wir am Freitag in St. Pauli nicht gewinnen, rutschen wir eventuell unten rein. Wir müssen uns mit dieser Situation gewissenhaft auseinandersetzen. Fünf Punkte Vorsprung sind gar nichts. Freitag ist ein wichtiges Spiel für den Verein.
Gilt der Vertrag von Ralf Rangnick auch für die 2. Bundesliga?
Heldt: Ja.
Kommen nach der Saison alle ausgeliehenen Spieler zurück?
Heldt: Alle, außer eventuell Carlos Zambrano, der eigentlich für zwei Jahre ausgeliehen ist. Wir haben ja Verträge mit ihnen.
Was ist mit Gerald Asamoah? Felix Magath deutete mal eine Rückholaktion an.
Heldt: Wenn St. Pauli absteigt, ist Gerald wieder ein Blauer.
Begeistert klingen Sie nicht.
Heldt: (lacht) Doch. Ich freue mich über jeden Spieler.
Quelle: derwesten.de
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