Arnold Burggink verlässt 96
Nach vier Jahren in Hannover
„Ich habe nicht das unbedingte Vertrauen gefühlt“ - Bruggink im Interview
Nach vier Jahren fällt 96-Profi Arnold Bruggink der Abschied aus Hannover nicht leicht. Von seinen 111 Bundesliga-Spielen für die "Roten" war das Bochum-Spiel der Höhepunkt. HAZ-Sportredakteur Norbert Fettback sprach mit dem Niederländer.
Herr Bruggink, Sie haben sich gerade von der Mannschaft verabschiedet. Wie ist Ihnen zumute?
Es ist schade, dass die Zeit in Hannover vorbei ist. In den vier Jahren habe ich hier viele Leute kennenlernen dürfen, mit denen man gern zusammen ist, und viele gute Kontakte geknüpft. Auch meine Familie hat sich hier sehr wohlgefühlt. Das alles macht den Abschied nicht leicht. Aber so ist das nun mal im Profigeschäft.
Gab es Blumen für Sie?
Das kommt noch. Mit Martin Kind (Klubchef, d.Red.) und Manager Jörg Schmadtke ist verabredet, dass dies zu Beginn der neuen Saison im Stadion nachgeholt werden soll. Das schon zum Gladbach-Spiel und damit in der heißen Phase des Abstiegskampfes zu tun, hätte überhaupt nicht gepasst: mir nicht und auch nicht aus Sicht des Vereins.
Wären Sie gern noch länger bei 96 geblieben?
Einerseits ja. Andererseits habe ich die Entscheidung für mich schon vor zwei Monaten getroffen. Und dass ich mich festgelegt habe, war gut für mich, weil ich auf diese Weise im Kopf klar und die Zeit der Zweifel vorbei war. Deshalb konnte ich zum Schluss noch mal richtig Gas geben, und es sind ein paar gute Spiele dabei herausgekommen. Ich bin sehr, sehr froh, dass es am Ende so gelaufen ist und ich dabei helfen konnte, dass 96 weiter in der 1. Liga ist. Es ist ein tolles Gefühl gewesen, in den vergangenen Tagen auf der Straße von Fans angesprochen zu werden, die sich dafür bei mir persönlich bedankt haben.
Was war ausschlaggebend dafür, in Hannover einen Schlussstrich zu ziehen?
Es lag aus meiner Sicht nicht allein daran, dass ich nicht auf die Zahl der Spiele gekommen bin, die laut meinem Vertrag für eine Verlängerung erforderlich gewesen wäre; da hätte sich womöglich eine Lösung finden lassen. Es war so, dass ich in den vergangenen Monaten aus meiner Sicht zu selten gespielt habe. Ich habe beim Trainer (Mirko Slomka, die Red.) nicht das unbedingte Vertrauen gespürt, dass er mich braucht und auf mich setzt. Das habe ich schon vermisst.
Gab es seitens des Klubs den Versuch, Sie umzustimmen?
Nicht unbedingt. Aber das war letztlich okay. Ich wollte es ja so. Irgendwie fühle ich, dass ich noch mal eine andere Herausforderung annehmen möchte. Wir ziehen jetzt erst mal nach Enschede, wo ich ein Haus habe.
Sie sind jetzt 32, waren Profi schon in Holland, Spanien und Deutschland tätig. Was kann da an Herausforderungen noch kommen?
Ich warte erst einmal ab, noch ist alles viel zu frisch. Aber mit so einer Situation kenne ich mich aus. Vielleicht wieder Holland oder aber irgendwo anders in Europa: Mir ist schon klar, dass mir jetzt nicht gleich zehn Vereine die Tür einrennen werden, um mich zu verpflichten. Dieses Risiko war mir aber klar, als ich meine Entscheidung getroffen habe.
Ihre letzte Saison in Hannover wurde vom Tod Robert Enkes überschattet. Wie beurteilen Sie ein halbes Jahr danach die Folgen?
Alle in der Mannschaft haben sehr darunter gelitten, jeder ist anders mit der Trauer umgegangen. Es war unheimlich schwer, damit überhaupt klarkommen zu können. Es gab beispielsweise schon mal Irritationen, wenn sich in der Kabine jemand auf den Platz gesetzt hat, der eigentlich der von Robert war. Dieses Bild bekommst du einfach nicht aus dem Kopf, dass sein Platz für immer leer bleibt.
War das die Hauptursache dafür, dass 96 in den Abstiegskampf reinrutschte?
Der Mannschaft hat Robert Enke so sehr gefehlt – als Mensch und als Sportler, ungeachtet dessen, dass Florian Fromlowitz, dem die wohl schwerste Prüfung auferlegt wurde, seine Sache so gut gemacht hat. Aber auch das Selbstvertrauen der Mannschaft war stark angeknackst, mit jeder Niederlage wurde es schlimmer.
Haben Sie selbst daran gezweifelt, dass 96 im Abstiegskampf noch die Kurve kriegt?
Ich habe oft, als ich bei Spielen von der Bank aus zusehen musste, gedacht: Wir schaffen es nicht. Es reicht nicht. Du fühlst dich irgendwie ohnmächtig, wenn du nicht eingreifen kannst. Das Spiel gegen Schalke, dieses 4:2, hat die Wende bedeutet. Wir haben dann für uns beschlossen: Wir regen uns über nichts mehr auf, wir gehen jetzt den Rest der Saison mit dem Kopf durch die Wand und versuchen, alles, wirklich alles zu geben. Mit diesem Tunnelblick haben wir es schließlich doch noch geschafft.
Was muss 96 aus dieser Saison lernen?
Man muss mehr darauf achten, wie die unterschiedlichen Charaktere in der Mannschaft zusammenpassen. In der Hinsicht gab es zuletzt schon ein paar Probleme, das wurde aber unterschätzt. Man muss Spieler haben, die etwas erreichen wollen. Man braucht nicht nur Typen wie Hanno Balitsch, sondern auch solche wie sie Christian Schulz oder Mike Hanke verkörpern. Auch wenn Hanno Balitsch nicht immer einfach zu nehmen ist: Man wird ihn bei Hannover 96 vermissen.
Was nehmen Sie selbst nach den vier Jahren in Hannover mit?
Die Mentalität der Deutschen ist beeindruckend, vor allem die Willensstärke, etwa erreichen zu wollen. Egal, gegen wen, auch wenn die anderen vielleicht eine Klasse besser sind. Und die Stimmung im Stadion, wenn die Ränge voll waren: Da merkst du, welche Rolle Fußball in Deutschland spielt.
An welches Ihrer 111 Spiele für 96 erinnern Sie sich besonders gern?
An das vor einer Woche: das in Bochum. So etwas bleibt hängen. Ich habe da mit dem 1:0 das wichtigste Tor in meiner 96-Zeit geschossen, und der 3:0-Sieg hat dem Verein richtig was gebracht. Ich stelle das sogar über den 8. Platz aus der Saison 2007/2008, der für einen Klub wie Hannover 96 einen außerordentlichen Erfolg bedeutete.
Interview: Norbert Fettback
Arni und Jürgen weg,zwei die immer alles gegeben haben.Ich bin traurig,aber ich wünsche beiden viel glück für die Zukunft
Nach vier Jahren in Hannover
„Ich habe nicht das unbedingte Vertrauen gefühlt“ - Bruggink im Interview
Nach vier Jahren fällt 96-Profi Arnold Bruggink der Abschied aus Hannover nicht leicht. Von seinen 111 Bundesliga-Spielen für die "Roten" war das Bochum-Spiel der Höhepunkt. HAZ-Sportredakteur Norbert Fettback sprach mit dem Niederländer.
Herr Bruggink, Sie haben sich gerade von der Mannschaft verabschiedet. Wie ist Ihnen zumute?
Es ist schade, dass die Zeit in Hannover vorbei ist. In den vier Jahren habe ich hier viele Leute kennenlernen dürfen, mit denen man gern zusammen ist, und viele gute Kontakte geknüpft. Auch meine Familie hat sich hier sehr wohlgefühlt. Das alles macht den Abschied nicht leicht. Aber so ist das nun mal im Profigeschäft.
Gab es Blumen für Sie?
Das kommt noch. Mit Martin Kind (Klubchef, d.Red.) und Manager Jörg Schmadtke ist verabredet, dass dies zu Beginn der neuen Saison im Stadion nachgeholt werden soll. Das schon zum Gladbach-Spiel und damit in der heißen Phase des Abstiegskampfes zu tun, hätte überhaupt nicht gepasst: mir nicht und auch nicht aus Sicht des Vereins.
Wären Sie gern noch länger bei 96 geblieben?
Einerseits ja. Andererseits habe ich die Entscheidung für mich schon vor zwei Monaten getroffen. Und dass ich mich festgelegt habe, war gut für mich, weil ich auf diese Weise im Kopf klar und die Zeit der Zweifel vorbei war. Deshalb konnte ich zum Schluss noch mal richtig Gas geben, und es sind ein paar gute Spiele dabei herausgekommen. Ich bin sehr, sehr froh, dass es am Ende so gelaufen ist und ich dabei helfen konnte, dass 96 weiter in der 1. Liga ist. Es ist ein tolles Gefühl gewesen, in den vergangenen Tagen auf der Straße von Fans angesprochen zu werden, die sich dafür bei mir persönlich bedankt haben.
Was war ausschlaggebend dafür, in Hannover einen Schlussstrich zu ziehen?
Es lag aus meiner Sicht nicht allein daran, dass ich nicht auf die Zahl der Spiele gekommen bin, die laut meinem Vertrag für eine Verlängerung erforderlich gewesen wäre; da hätte sich womöglich eine Lösung finden lassen. Es war so, dass ich in den vergangenen Monaten aus meiner Sicht zu selten gespielt habe. Ich habe beim Trainer (Mirko Slomka, die Red.) nicht das unbedingte Vertrauen gespürt, dass er mich braucht und auf mich setzt. Das habe ich schon vermisst.
Gab es seitens des Klubs den Versuch, Sie umzustimmen?
Nicht unbedingt. Aber das war letztlich okay. Ich wollte es ja so. Irgendwie fühle ich, dass ich noch mal eine andere Herausforderung annehmen möchte. Wir ziehen jetzt erst mal nach Enschede, wo ich ein Haus habe.
Sie sind jetzt 32, waren Profi schon in Holland, Spanien und Deutschland tätig. Was kann da an Herausforderungen noch kommen?
Ich warte erst einmal ab, noch ist alles viel zu frisch. Aber mit so einer Situation kenne ich mich aus. Vielleicht wieder Holland oder aber irgendwo anders in Europa: Mir ist schon klar, dass mir jetzt nicht gleich zehn Vereine die Tür einrennen werden, um mich zu verpflichten. Dieses Risiko war mir aber klar, als ich meine Entscheidung getroffen habe.
Ihre letzte Saison in Hannover wurde vom Tod Robert Enkes überschattet. Wie beurteilen Sie ein halbes Jahr danach die Folgen?
Alle in der Mannschaft haben sehr darunter gelitten, jeder ist anders mit der Trauer umgegangen. Es war unheimlich schwer, damit überhaupt klarkommen zu können. Es gab beispielsweise schon mal Irritationen, wenn sich in der Kabine jemand auf den Platz gesetzt hat, der eigentlich der von Robert war. Dieses Bild bekommst du einfach nicht aus dem Kopf, dass sein Platz für immer leer bleibt.
War das die Hauptursache dafür, dass 96 in den Abstiegskampf reinrutschte?
Der Mannschaft hat Robert Enke so sehr gefehlt – als Mensch und als Sportler, ungeachtet dessen, dass Florian Fromlowitz, dem die wohl schwerste Prüfung auferlegt wurde, seine Sache so gut gemacht hat. Aber auch das Selbstvertrauen der Mannschaft war stark angeknackst, mit jeder Niederlage wurde es schlimmer.
Haben Sie selbst daran gezweifelt, dass 96 im Abstiegskampf noch die Kurve kriegt?
Ich habe oft, als ich bei Spielen von der Bank aus zusehen musste, gedacht: Wir schaffen es nicht. Es reicht nicht. Du fühlst dich irgendwie ohnmächtig, wenn du nicht eingreifen kannst. Das Spiel gegen Schalke, dieses 4:2, hat die Wende bedeutet. Wir haben dann für uns beschlossen: Wir regen uns über nichts mehr auf, wir gehen jetzt den Rest der Saison mit dem Kopf durch die Wand und versuchen, alles, wirklich alles zu geben. Mit diesem Tunnelblick haben wir es schließlich doch noch geschafft.
Was muss 96 aus dieser Saison lernen?
Man muss mehr darauf achten, wie die unterschiedlichen Charaktere in der Mannschaft zusammenpassen. In der Hinsicht gab es zuletzt schon ein paar Probleme, das wurde aber unterschätzt. Man muss Spieler haben, die etwas erreichen wollen. Man braucht nicht nur Typen wie Hanno Balitsch, sondern auch solche wie sie Christian Schulz oder Mike Hanke verkörpern. Auch wenn Hanno Balitsch nicht immer einfach zu nehmen ist: Man wird ihn bei Hannover 96 vermissen.
Was nehmen Sie selbst nach den vier Jahren in Hannover mit?
Die Mentalität der Deutschen ist beeindruckend, vor allem die Willensstärke, etwa erreichen zu wollen. Egal, gegen wen, auch wenn die anderen vielleicht eine Klasse besser sind. Und die Stimmung im Stadion, wenn die Ränge voll waren: Da merkst du, welche Rolle Fußball in Deutschland spielt.
An welches Ihrer 111 Spiele für 96 erinnern Sie sich besonders gern?
An das vor einer Woche: das in Bochum. So etwas bleibt hängen. Ich habe da mit dem 1:0 das wichtigste Tor in meiner 96-Zeit geschossen, und der 3:0-Sieg hat dem Verein richtig was gebracht. Ich stelle das sogar über den 8. Platz aus der Saison 2007/2008, der für einen Klub wie Hannover 96 einen außerordentlichen Erfolg bedeutete.
Interview: Norbert Fettback
Arni und Jürgen weg,zwei die immer alles gegeben haben.Ich bin traurig,aber ich wünsche beiden viel glück für die Zukunft
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