| 07.11.2008 |
Josef Schnusenberg: Geld rein, Fans raus
![](http://www.schalke04.de/uploads/RTEmagicC_schnusenberg_josef_14.jpg.jpg)
In einem Gastkommentar für die Financial Times Deutschland bezog Schalkes Vorsitzender Josef Schnusenberg Stellung zu den unterschiedlichen Eigentumsverhältnissen von Fußballvereinen in der Bundesliga und der englischen Premier League.
Der Fußball-Kapitalismus nach englischem Vorbild richtet die Kultur der Klubs zugrunde. Die Bundesligavereine dürfen sich nicht an branchenfremde Investoren verkaufen - sie müssen die Marke "Made in Germany" mit aller Kraft schützen.
Wenn ich einem Engländer erklären soll, wem Schalke 04 gehört, versteht er die Welt nicht mehr. Der FC Schalke gehört keinem arabischen Scheich, keinem russischen Milliardär und keinem anderen reichen Onkel. Schalke 04 gehört den Mitgliedern. In Deutschland ist es bislang auch gar nicht möglich, dass ein Investor die Mehrheit an einem Bundesligaverein übernimmt - und das ist auch gut so.
Einige Vertreter von Bundesligavereinen fordern dagegen radikale Veränderungen. Sie plädieren vehement für neue Eigentumsverhältnisse, um damit die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Klubs auszubauen. Sie wollen, dass ein Investor die Mehrheit an einem Verein übernehmen kann, weil es nur mit ihm vorangeht. Doch wie sehen die finanziellen Konzepte und sportlichen Planungen dieser fußballfremden Geldgeber aus? Ich sehe da nichts Brauchbares.
Zudem bin ich der Meinung, dass die Bilanz eines Fußballvereins nicht nur aus Soll und Haben besteht, sondern auch aus Tradition und Leidenschaft. Natürlich muss ein Profiklub wie ein Unternehmen geführt werden, um alle Marktchancen konsequent zu nutzen. Denn der daraus entstehende Mehrwert schafft neue Ressourcen für die Finanzierung starker Spieler, und dies wiederum bildet die Grundlage für sportliche Erfolge.
Aber dieses unternehmerische Handeln muss mit dem Wesen des Vereins zusammenpassen. Der Verein steht für Hingabe und Treue. Das sind Werte, um die sich jedes Unternehmen reißen würde. Schalke gehört den Schalkern - mit diesem klaren Bekenntnis sind wir erst in der Lage, die Marke kontinuierlich weiterzuentwickeln. Wir wären ja dumm, wenn wir unsere Marke fremden Eigentümern opfern würden. Denn dass es sich dabei um ein Opfer handelt, kann keiner bezweifeln. Schließlich ist der fremde Investor kein Mäzen, der die Gene des Vereins achtet, sondern ein Unternehmer, der Rendite erwirtschaften möchte.
Wir auf Schalke haben in den vergangenen Jahren unsere Bilanz aufgeräumt und ein Stadion ohne Staatshilfe gebaut. Wir setzen auf ein konservatives Risikomanagement und investieren nachhaltig in unsere Marke. Ein fremder Investor würde auf Schalke nur stören.
Derweil staunen wir über den Fußballkapitalismus in England. Fremde Investoren, die rein gar nichts mit dem Verein zu tun haben, kaufen sich mit Multimillionen ein und locken die Superstars mit traumhaften Gagen
Bestes Beispiel: Am 27. November kommt Manchester City im Uefa-Cup nach Schalke. Manchester City gehört einem Konsortium aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Und dieses Konsortium ist fest entschlossen, mit unglaublichen Millionenbeträgen in die Beletage des internationalen Fußballs vorzudringen.
Im 18. Jahrhundert stand der Manchester-Kapitalismus für den Niedergang der arbeitenden Klasse. Heute, im 21. Jahrhundert, steht der Manchester-Kapitalismus für den Niedergang der englischen Fußballkultur. Dieser Fußballkapitalismus frisst seine Fans, die zum Teil gar nicht mehr in der Lage sind, die hohen Ticketpreise zu bezahlen. Diese Entwicklung im Mutterland des Fußballs ist tragisch-grotesk.
Natürlich verzerrt dieser Wahn auch den Wettbewerb im europäischen Vereinsfußball. Aber der Wettbewerb wird sich an diesem Wahn bitter rächen. Noch ist die englische Premier League quasi eine Fußballbank, die das große Geld einsammelt, um damit auch die großen Titel herbeizukaufen. Aber die internationale Finanzkrise offenbart die negativen Folgen dieses Modells: Es ist auf Kredit finanziert. Hinter Glanz und Gloria der großen Vereine türmen sich hässliche Schuldenberge. Das Minus der englischen Klubs summiert sich auf kaum vorstellbare 3,5 Mrd. Euro.
Bisher hat dieses merkwürdige System irgendwie funktioniert. Aber die weltweite Finanzkrise offenbart, dass diese unüberschaubaren Finanzierungsinstrumente äußerst gefährlich sind. Denn in dem Maße, wie die Rezession die Geschäfte der Investoren beeinträchtigt, halten sie sich zukünftig in ihren Vereinen zurück. Daraus entstehen Bilanzen, die keinen Siegeskranz, sondern nur noch Trauerflor tragen. Größenwahn ist ein Luxus, den man sich auch leisten muss.
Das sehen mittlerweile auch die Fans des 18-maligen englischen Fußballmeisters FC Liverpool so, die sich um ihren Verein ernste Sorgen machen. Deshalb wollen sie ihren Klub von den US-amerikanischen Eigentümern zurückkaufen, die den Verein erst Anfang 2007 übernommen hatten. Schon im ersten Jahr nach ihrem Einstieg haben die Amerikaner offenbar Verbindlichkeiten in Höhe von rund 545 Mio. Euro angehäuft. Wie mag dieses Fußball-Monopoly nur ausgehen?
Dieses waghalsige Spiel schaue ich mir in aller Ruhe an. Für mich steht fest, dass die Bundesliga das Zukunftsmodell für Europa ist, weil die seriöse Finanzierung unserer Vereine ein langfristiger Wettbewerbsvorteil ist. Unsere Bilanzen sind grundsolide und entsprechen dem Prinzip des ehrbaren Kaufmanns. Dieses Prinzip bedient eine Moral, die alles daransetzt, vorausschauend und vernünftig zu handeln, um den Nutzen zu mehren und Nachteile abzuwenden.
Wir in Deutschland haben weltweit die besten Stadien mit einer vorbildlichen Infrastruktur. Trotzdem bieten wir für unsere Fans bezahlbare Ticketpreise an. Wir wollen nicht, dass unsere Fans keine Chance mehr haben, die Spiele ihres Klubs im Stadion zu sehen. Hören wir also damit auf, unsere Bundesliga schlechtzureden. Die Liga trägt den Stempel "Made in Germany". Diese Marke sollten wir mit aller Kraft schützen.
Auch wenn es von einem Schalker kommt , oder er über Schalke spricht , ich denke er redet für die ganze 1 Bundesliga und auch die 2 Bundesliga in Deutschland.
RECHT HAT ER DER GUTE !!
Josef Schnusenberg: Geld rein, Fans raus
![](http://www.schalke04.de/uploads/RTEmagicC_schnusenberg_josef_14.jpg.jpg)
In einem Gastkommentar für die Financial Times Deutschland bezog Schalkes Vorsitzender Josef Schnusenberg Stellung zu den unterschiedlichen Eigentumsverhältnissen von Fußballvereinen in der Bundesliga und der englischen Premier League.
Der Fußball-Kapitalismus nach englischem Vorbild richtet die Kultur der Klubs zugrunde. Die Bundesligavereine dürfen sich nicht an branchenfremde Investoren verkaufen - sie müssen die Marke "Made in Germany" mit aller Kraft schützen.
Wenn ich einem Engländer erklären soll, wem Schalke 04 gehört, versteht er die Welt nicht mehr. Der FC Schalke gehört keinem arabischen Scheich, keinem russischen Milliardär und keinem anderen reichen Onkel. Schalke 04 gehört den Mitgliedern. In Deutschland ist es bislang auch gar nicht möglich, dass ein Investor die Mehrheit an einem Bundesligaverein übernimmt - und das ist auch gut so.
Einige Vertreter von Bundesligavereinen fordern dagegen radikale Veränderungen. Sie plädieren vehement für neue Eigentumsverhältnisse, um damit die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Klubs auszubauen. Sie wollen, dass ein Investor die Mehrheit an einem Verein übernehmen kann, weil es nur mit ihm vorangeht. Doch wie sehen die finanziellen Konzepte und sportlichen Planungen dieser fußballfremden Geldgeber aus? Ich sehe da nichts Brauchbares.
Zudem bin ich der Meinung, dass die Bilanz eines Fußballvereins nicht nur aus Soll und Haben besteht, sondern auch aus Tradition und Leidenschaft. Natürlich muss ein Profiklub wie ein Unternehmen geführt werden, um alle Marktchancen konsequent zu nutzen. Denn der daraus entstehende Mehrwert schafft neue Ressourcen für die Finanzierung starker Spieler, und dies wiederum bildet die Grundlage für sportliche Erfolge.
Aber dieses unternehmerische Handeln muss mit dem Wesen des Vereins zusammenpassen. Der Verein steht für Hingabe und Treue. Das sind Werte, um die sich jedes Unternehmen reißen würde. Schalke gehört den Schalkern - mit diesem klaren Bekenntnis sind wir erst in der Lage, die Marke kontinuierlich weiterzuentwickeln. Wir wären ja dumm, wenn wir unsere Marke fremden Eigentümern opfern würden. Denn dass es sich dabei um ein Opfer handelt, kann keiner bezweifeln. Schließlich ist der fremde Investor kein Mäzen, der die Gene des Vereins achtet, sondern ein Unternehmer, der Rendite erwirtschaften möchte.
Wir auf Schalke haben in den vergangenen Jahren unsere Bilanz aufgeräumt und ein Stadion ohne Staatshilfe gebaut. Wir setzen auf ein konservatives Risikomanagement und investieren nachhaltig in unsere Marke. Ein fremder Investor würde auf Schalke nur stören.
Derweil staunen wir über den Fußballkapitalismus in England. Fremde Investoren, die rein gar nichts mit dem Verein zu tun haben, kaufen sich mit Multimillionen ein und locken die Superstars mit traumhaften Gagen
Bestes Beispiel: Am 27. November kommt Manchester City im Uefa-Cup nach Schalke. Manchester City gehört einem Konsortium aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Und dieses Konsortium ist fest entschlossen, mit unglaublichen Millionenbeträgen in die Beletage des internationalen Fußballs vorzudringen.
Im 18. Jahrhundert stand der Manchester-Kapitalismus für den Niedergang der arbeitenden Klasse. Heute, im 21. Jahrhundert, steht der Manchester-Kapitalismus für den Niedergang der englischen Fußballkultur. Dieser Fußballkapitalismus frisst seine Fans, die zum Teil gar nicht mehr in der Lage sind, die hohen Ticketpreise zu bezahlen. Diese Entwicklung im Mutterland des Fußballs ist tragisch-grotesk.
Natürlich verzerrt dieser Wahn auch den Wettbewerb im europäischen Vereinsfußball. Aber der Wettbewerb wird sich an diesem Wahn bitter rächen. Noch ist die englische Premier League quasi eine Fußballbank, die das große Geld einsammelt, um damit auch die großen Titel herbeizukaufen. Aber die internationale Finanzkrise offenbart die negativen Folgen dieses Modells: Es ist auf Kredit finanziert. Hinter Glanz und Gloria der großen Vereine türmen sich hässliche Schuldenberge. Das Minus der englischen Klubs summiert sich auf kaum vorstellbare 3,5 Mrd. Euro.
Bisher hat dieses merkwürdige System irgendwie funktioniert. Aber die weltweite Finanzkrise offenbart, dass diese unüberschaubaren Finanzierungsinstrumente äußerst gefährlich sind. Denn in dem Maße, wie die Rezession die Geschäfte der Investoren beeinträchtigt, halten sie sich zukünftig in ihren Vereinen zurück. Daraus entstehen Bilanzen, die keinen Siegeskranz, sondern nur noch Trauerflor tragen. Größenwahn ist ein Luxus, den man sich auch leisten muss.
Das sehen mittlerweile auch die Fans des 18-maligen englischen Fußballmeisters FC Liverpool so, die sich um ihren Verein ernste Sorgen machen. Deshalb wollen sie ihren Klub von den US-amerikanischen Eigentümern zurückkaufen, die den Verein erst Anfang 2007 übernommen hatten. Schon im ersten Jahr nach ihrem Einstieg haben die Amerikaner offenbar Verbindlichkeiten in Höhe von rund 545 Mio. Euro angehäuft. Wie mag dieses Fußball-Monopoly nur ausgehen?
Dieses waghalsige Spiel schaue ich mir in aller Ruhe an. Für mich steht fest, dass die Bundesliga das Zukunftsmodell für Europa ist, weil die seriöse Finanzierung unserer Vereine ein langfristiger Wettbewerbsvorteil ist. Unsere Bilanzen sind grundsolide und entsprechen dem Prinzip des ehrbaren Kaufmanns. Dieses Prinzip bedient eine Moral, die alles daransetzt, vorausschauend und vernünftig zu handeln, um den Nutzen zu mehren und Nachteile abzuwenden.
Wir in Deutschland haben weltweit die besten Stadien mit einer vorbildlichen Infrastruktur. Trotzdem bieten wir für unsere Fans bezahlbare Ticketpreise an. Wir wollen nicht, dass unsere Fans keine Chance mehr haben, die Spiele ihres Klubs im Stadion zu sehen. Hören wir also damit auf, unsere Bundesliga schlechtzureden. Die Liga trägt den Stempel "Made in Germany". Diese Marke sollten wir mit aller Kraft schützen.
Auch wenn es von einem Schalker kommt , oder er über Schalke spricht , ich denke er redet für die ganze 1 Bundesliga und auch die 2 Bundesliga in Deutschland.
RECHT HAT ER DER GUTE !!
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