Hamburg - In Afghanistan ist Obaidullah Karimi ein Held, in Deutschland nur Kennern des Hamburger Amateur-Fußballs ein Begriff.
Der 27-Jährige vom Verbandsligisten Eintracht Norderstedt schoss sich Ende Oktober mit seinem Treffer gegen Syrien in die Geschichtsbücher des afghanischen Fußballs - und in die Herzen seiner Landsleute. Denn sein Tor bei der 1:2-Niederlage war der erste Treffer Afghanistans in der WM-Qualifikation. «Es macht mich glücklich und stolz, dass ich diese Freude schenken konnte», sagt Karimi.
Unmittelbar nach seinem Linksschuss war dem Außenstürmer noch nicht klar, dass von nun an jedes fußballbegeisterte Kind in seinem Heimatland seinen Namen kennt. Erst der Referee sorgte für Aufklärung. «Auch ich werde jetzt in die Geschichtsbücher eingehen, weil ich das Spiel gepfiffen habe, in dem Afghanistan das erste WM-Quali-Tor erzielt hat, sagte der Schiedsrichter zu mir», erzählt Karimi. Ob sich das Leben seitdem verändert hat? «Keinesfalls, ich muss weiterhin arbeiten», sagt der Lastwagenhändler lachend. Seine Freundin Claudia, mit der er seit einem Jahr zusammen ist, unterbricht: «Seither hat er ganz viele weibliche Fans».
Danach sah es allerdings lange Zeit nicht aus. «Als ich 1990 mit meiner Mutter nach Hamburg kam, lachten mich die Mitschüler aus, weil ich nicht kicken konnte», erinnert sich Karimi. Doch bereits bei seiner ersten Station SC Hamm 02 wurde er in der D-Jugend Torschützenkönig. Anschließend nahm seine Karriere Fahrt auf: Über die Jugendmannschaft des Hamburger SV bekam er als 18-Jähriger einen Vertrag beim Oberligisten Vorwärts Wacker. Als dann ein Angebot des 1. FC Köln II vorlag, zerstörten vier Mittelfußbrüche seine Träume.
Umso mehr kostet Karimi heute seine Glückssträhne aus, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Jede Einladung zur Nationalmannschaft ist für ihn Ehrensache. «Selbstverständlich gebe ich alles für mein Land, insbesondere wenn ich das Leid in Afghanistan sehe», sagt er. Fünf Länderspiele hat er bislang bestritten - für ihn jedes Mal ein tolles Erlebnis: «Dort spielst du vor 30*000 bis 50*000 Zuschauern, in der Verbandsliga vor 400 bis 500.» Eines hat sich seit dem 26. Oktober aber auch in Hamburg verändert: Seit seinem Tor schwenken die Eintracht-Fans bei jedem Heimspiel die afghanische Flagge.
In Deutschland hat Karimi jedoch auch mit Vorurteilen zu kämpfen. «Das ist ein so gebildetes Land. Und trotzdem werden mir unreflektierte Fragen gestellt: Bist Du auch ein Taliban?», sagt Karimi. Dass das Reisen zwischen den Ländern nicht immer einfach ist, gibt der Konstruktionsmechaniker zu. «In Afghanistan kennen dich alle, wollen Fotos und Autogramme mit und von dir. In Berlin und Frankfurt am Flughafen wirst du von oben bis unten durchsucht, wenn sie sich meine Herkunft anschauen und Kabul lesen», sagt Karimi, der sich mehr als Europäer denn als Afghane fühlt.
Die schwierige Situation in seiner Heimat macht ihm zu schaffen. «Kultur, Bildung, Infrastruktur - es gibt zahlreiche Baustellen.» Zumindest sportlich sind Fortschritte zu verzeichnen, Fußball ist führender Nationalsport. Zwischen 1984 und 2002 war die Sportart unter den Taliban verboten, sogar Menschen wurden zu jener Zeit auf den Spielfeldern hingerichtet. Karimi: «Unverständlich, dass darauf heute gespielt wird. Dort müssten Gedenkstätten errichtet werden.»
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Der 27-Jährige vom Verbandsligisten Eintracht Norderstedt schoss sich Ende Oktober mit seinem Treffer gegen Syrien in die Geschichtsbücher des afghanischen Fußballs - und in die Herzen seiner Landsleute. Denn sein Tor bei der 1:2-Niederlage war der erste Treffer Afghanistans in der WM-Qualifikation. «Es macht mich glücklich und stolz, dass ich diese Freude schenken konnte», sagt Karimi.
Unmittelbar nach seinem Linksschuss war dem Außenstürmer noch nicht klar, dass von nun an jedes fußballbegeisterte Kind in seinem Heimatland seinen Namen kennt. Erst der Referee sorgte für Aufklärung. «Auch ich werde jetzt in die Geschichtsbücher eingehen, weil ich das Spiel gepfiffen habe, in dem Afghanistan das erste WM-Quali-Tor erzielt hat, sagte der Schiedsrichter zu mir», erzählt Karimi. Ob sich das Leben seitdem verändert hat? «Keinesfalls, ich muss weiterhin arbeiten», sagt der Lastwagenhändler lachend. Seine Freundin Claudia, mit der er seit einem Jahr zusammen ist, unterbricht: «Seither hat er ganz viele weibliche Fans».
Danach sah es allerdings lange Zeit nicht aus. «Als ich 1990 mit meiner Mutter nach Hamburg kam, lachten mich die Mitschüler aus, weil ich nicht kicken konnte», erinnert sich Karimi. Doch bereits bei seiner ersten Station SC Hamm 02 wurde er in der D-Jugend Torschützenkönig. Anschließend nahm seine Karriere Fahrt auf: Über die Jugendmannschaft des Hamburger SV bekam er als 18-Jähriger einen Vertrag beim Oberligisten Vorwärts Wacker. Als dann ein Angebot des 1. FC Köln II vorlag, zerstörten vier Mittelfußbrüche seine Träume.
Umso mehr kostet Karimi heute seine Glückssträhne aus, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Jede Einladung zur Nationalmannschaft ist für ihn Ehrensache. «Selbstverständlich gebe ich alles für mein Land, insbesondere wenn ich das Leid in Afghanistan sehe», sagt er. Fünf Länderspiele hat er bislang bestritten - für ihn jedes Mal ein tolles Erlebnis: «Dort spielst du vor 30*000 bis 50*000 Zuschauern, in der Verbandsliga vor 400 bis 500.» Eines hat sich seit dem 26. Oktober aber auch in Hamburg verändert: Seit seinem Tor schwenken die Eintracht-Fans bei jedem Heimspiel die afghanische Flagge.
In Deutschland hat Karimi jedoch auch mit Vorurteilen zu kämpfen. «Das ist ein so gebildetes Land. Und trotzdem werden mir unreflektierte Fragen gestellt: Bist Du auch ein Taliban?», sagt Karimi. Dass das Reisen zwischen den Ländern nicht immer einfach ist, gibt der Konstruktionsmechaniker zu. «In Afghanistan kennen dich alle, wollen Fotos und Autogramme mit und von dir. In Berlin und Frankfurt am Flughafen wirst du von oben bis unten durchsucht, wenn sie sich meine Herkunft anschauen und Kabul lesen», sagt Karimi, der sich mehr als Europäer denn als Afghane fühlt.
Die schwierige Situation in seiner Heimat macht ihm zu schaffen. «Kultur, Bildung, Infrastruktur - es gibt zahlreiche Baustellen.» Zumindest sportlich sind Fortschritte zu verzeichnen, Fußball ist führender Nationalsport. Zwischen 1984 und 2002 war die Sportart unter den Taliban verboten, sogar Menschen wurden zu jener Zeit auf den Spielfeldern hingerichtet. Karimi: «Unverständlich, dass darauf heute gespielt wird. Dort müssten Gedenkstätten errichtet werden.»
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