Mit 66 noch nicht Schluss: Trainer-Opas am Ball

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    • 25.10.2007
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    Mit 66 noch nicht Schluss: Trainer-Opas am Ball

    Stuttgart - Von wegen Rosen züchten, Enkel hüten, Millionen zählen: Giovanni Trapattoni zieht's mit fast 69 Jahren zu neuen Ufern, Hans Meyer hört mit 65 vielleicht doch nicht auf, Karl-Heinz Feldkamp wirbelt mit 73 noch am Bosporus, Otto Pfister mit 70 gar in Afrika.
    Und bei der Fußball-Europameisterschaft im Sommer können die Herren «Köbi» Kuhn (64), Karel Brückner (68), Leo Beenhakker (66), Otto Rehhagel und Luis Aragones (beide 69) als die Verantwortlichen für die Schweiz, Tschechien, Polen, Griechenland und Spanien einen Senioren-Club gründen - getreu dem Motto: «Mit 66 ist noch lang noch nicht Schluss.» Selten waren die Trainer-Oldies so begehrt.
    DFB-Sportdirektor Matthias Sammer hatte mal ins Gespräch gebracht, «ob wir künftig eine Altersgrenze für Bundesliga-Trainer von 60, 65 oder 70 Jahren festlegen sollen» - und war auf heftigen Widerstand gestoßen. Kein Wunder, denn die grauen, oft schon weißhaarigen Panther sind immer noch auf dem Sprung. Rehhagel muss sich zwar immer öfter fragen lassen, ob seine braunen Haare nicht doch gefärbt sind (was der frühere Bundesliga-Coach bestreitet), aber ansonsten münzt er sein Urteil über Spieler auch auf die Trainer: «Es gibt keine alten und jungen, sondern nur gute und schlechte.»
    Auch Trapattoni hat in einem Alter, da andere schon in Rente sind, noch Hummeln im Hintern und heuert nun als Irlands Nationalcoach an. Da will der Italiener noch mal allen zeigen, dass Flasche noch lange nicht leer ist. Oder wie es sprichwörtlich heißt: Junger Wein in alten Schläuchen. Der gebürtige Kölner Pfister hatte bei der WM 2006 als Togo-Coach angekündigt: «Ich mache weiter, bis mich der liebe Gott holt». Seinen bis 2010 laufenden Vertrag in Kamerun will er auf jeden Fall erfüllen, denn wenn er drei Wochen zu Hause bei seiner Schweizer Frau ist und den Schnee anschaut, «werde ich kribbelig».
    Den Begriff Vorruhestand hält Pfister vermutlich für eine Beleidigung - ebenso wie Ottmar Hitzfeld. Der mit 59 Jahren älteste aktuelle Erstliga-Trainer musste sich schon oft fragen lassen, wieso er sich den FC Hollywood in München noch antut. Jetzt liebäugelt Hitzfeld mit dem Job als Verantwortlicher der Schweizer Nationalelf nach der EM, «wo ich weniger Spiele habe».
    Die Stimmung in den Stadien, das Interesse der Öffentlichkeit, die Verdienstmöglichkeiten: Vom Fußball loszulassen, fällt noch schwerer als es mitunter in anderen Berufen der Fall ist. Selbst der achtfache Großvater Hans Meyer, für den der 1. FC Nürnberg die letzte Trainer-Station sein sollte, schwankt: «Man sollte bekanntlich nie nie sagen. Und ich habe auch schon zweimal neue Aufgaben übernommen.» Bei einem Wiedereinstieg könnte er einen Rekord jagen: Fred Schulz war der ältester Coach der Bundesliga-Geschichte. Der 74-Jährige hielt 1978 bei Werder Bremen als «Strohmann» für Rudi Assauer her, der über keine Lizenz verfügte. Im Schnitt sind die Cheftrainer der 1. Liga derzeit 52.
    Im Fußball-Geschäft richtig alt geworden ist «Riegel»-Rudi Gutendorf: Nach 54 Stationen in 30 Ländern ist der Weltenbummler nun doch noch sesshaft geworden. Mit 81 betreut der Methusalem jetzt die Prominenten-Mannschaft von Toto-Lotto Rheinland-Pfalz. Mit 73 sitzt Feldkamp noch auf der Bank von Galatasaray Istanbul - auch wenn viele nicht verstehen, «dass ich noch so über den Fußballplatz sause».
    Karel Brückner hat den tschechischen Fußball wieder zurück in die Weltspitze geführt. Wegen einer schweren Erkältung musste er kürzlich auf die Länderspiel-Reise nach Zypern verzichten. Doch es gibt schon Signale, dass sein Vertrag verlängert werden soll, wenn sein Team die EM-Vorrunde in der Schweiz und Österreich übersteht.
    Raymond Goethals, der 2004 gestorbene «Gottvater» des belgischen Fußballs, gewann mit 1993 mit Olympique Marseille die neu eingeführte Champions League - mit 71. Er ist übrigens Rehhagels Vorbild. In alter Frische hält Sir Alex Ferguson seit 1986 seine Stellung bei Manchester United in der englischen Premier League. Mitunter bricht dabei allerdings ein Generationenkonflikt aus. Wenn seine Jungstars auf dem Trainingsgelände dabei erwischt werden, wie sie eine SMS tippen, müssen sie umgerechnet 2700 Euro Geldstrafe berappen.


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