Durban - Lebensfroh, effizient, bunt und vom Wunsch zum Erfolg beseelt hat sich Südafrika bei der großen Auslosungsshow der Qualifikationsgruppen der Fußball-Welt präsentiert. Doch der gewaltsame Tod des österreichischen Ex-Profis Peter Burgstaller überschattete den gelungenen Testlauf des Ausrichters der WM 2010.
Der Aktentaschen-Diebstahl an DFB-Teammanager Oliver Bierhoff im «Hochsicherheitstrakt» Durban hinterließ einen vergleichsweise kleinen Kratzer am Image des nächsten WM-Gastgebers. Nach der Dauer-Debatte um den zeitgerechten Bau der zehn WM-Stadien drängt nun aber die am Kap besonders heikle Sicherheitslage in den Vordergrund.
«Sicherheit ist immer ein Thema, es wird auch in Südafrika ein großes Thema sein. Ich glaube, dass die Sicherheit verstärkt werden muss», sagte Franz Beckenbauer, der sich auf dem Flug nach Südafrika noch mit Burgstaller - nur wenige Stunden vor dessen Tod auf einem Golfplatz - unterhalten hatte.
Zum Abschluss der WM-Qualifikationsauslosung hat sich der «Kaiser» zu einem demonstrativen Spaziergang entlang der Uferpromenade der Stadt Durban entschlossen. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Debatte um die Sicherheit im Gastland der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 erklärte der 62-Jährige südafrikanischen Journalisten: «Ich war die ganze Zeit in Treffen beschäftigt, aber ich genieße meine Zeit hier, es ist ein sehr schöner Ort und das Wetter ist großartig, daher haben wir uns zu einem Strandspaziergang entschlossen.»
Der nach eigener Unachtsamkeit im Hotel beklaute DFB-Teammanager Oliver Bierhoff zeigte sich enttäuscht, dass die Kriminalität im Land des WM-Gastgebers die geglückte Los-Zeremonie in den Hintergrund gedrängt hatte. «Ich hoffe, dass es bei den weiteren Veranstaltungen ruhig bleibt. Schade, dass so ein Ereignis so überschattet wird.» DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach warnte davor, Südafrika als Gangster-Paradies abzuschreiben. «Wir sollten uns hüten vor solchen Einschätzungen. 1978 bei Argentinien und 1986 bei Mexiko gab es auch sehr viel Skepsis und letztlich war gerade Mexiko ein großartiger Gastgeber.»
Die in Johannesburgs Vorort Sandton eröffnete weltgrößte Fußballmesse Soccerex kam um das Thema Sicherheit auch nicht herum. Dabei hatten die Organisatoren in Durban mehr als 1000 Soldaten und Polizisten aufgeboten, die die Stadt in eine Art Festung verwandelten. Helikopter kreisten über der Stadt, Polizisten zeigten Präsenz, die im Stadtbild allgegenwärtigen Straßenkinder wurden laut Medienberichten aufgelesen und an andere Orte transportiert. Die Stadt wollte als Schaufenster des Landes international glänzen und tat alles, um dem Anspruch gerecht zu werden. Doch selbst eine rauschende Strand-Party konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Organisatoren eine Art Potemkisches Dorf aufgebaut hatten - eine Kulisse, hinter der die harte und mitunter brutale Realität lauerte.
Doppeldeutig meinte daher das Lokalblatt «The Mercury» mit Blick auf die glanzvolle Vorrundenauslosung: «Durban blendet die Welt». Obwohl die verbrechensgeplagten Bewohner Verkehrsstaus und Umleitungen hinnehmen mussten, gab es kaum ein Wort der Kritik. Im Gegenteil: Ein Rundfunk-Moderator flehte im regionalen «East Coast Radio» an die Adresse der rund 3000 Delegierten, Funktionäre und Journalisten: «Bitte lasst uns nicht den Verbrechern ausgeliefert und bleibt hier!»
Denn auf das Ende der Auslosung folgte der Fall in die Normalität - und der ist in Südafrika noch immer viel zu oft von brutaler Gewalt überschattet. Bereits im vergangenen Jahr hatte es in Durban erste Boykottdrohungen von Urlaubsveranstaltern gegeben, nachdem dort deutsche Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes beim Landgang überfallen worden waren. Zwar gab es nach weiteren spektakulären Überfällen auf Ausländer stets Versprechungen der Politiker für eine bessere Sicherheitslage, doch die Bevölkerung spürte davon offenbar nur wenig.
Südafrikas Polizei verteidigte unterdessen ihre Zusicherung, dass während der WM-Qualifikationsauslosung niemand zu Schaden kommen werde. Der außerhalb von Durban auf einem Golfplatz erschossene österreichische Ex-Profi-Fußballer Peter Burgstaller habe sich nicht innerhalb des gesicherten Bereichs aufgehalten, sagte Polizeisprecher Vish Naidoo. Auch für den Diebstahl von Nationalteam-Manager Oliver Bierhoffs Aktentasche in einem Hotel könne die Polizei nicht verantwortlich gemacht werden.
«Wir machen keine Polizeiarbeit innerhalb von Hotels wie dem, in dem die Tasche gestohlen wurde», sagte Naidoo. Südafrikas Polizeichef Jackie Selebi hatte dem Parlament 22. November erklärt: «Ich versichere Ihnen, dass keinem der dort eintreffen VIP-Gästen etwas passieren wird. Sie können mich am Montag anrufen, sollte doch irgendetwas passieren!» Während der Auslosung war der Innenstadtbereich der Hafenmetropole in einen Hochsicherheitsbereich verwandelt worden, in dem mehr als 1000 Soldaten und Polizisten aus dem ganzen land zusammengezogen waren.
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Der Aktentaschen-Diebstahl an DFB-Teammanager Oliver Bierhoff im «Hochsicherheitstrakt» Durban hinterließ einen vergleichsweise kleinen Kratzer am Image des nächsten WM-Gastgebers. Nach der Dauer-Debatte um den zeitgerechten Bau der zehn WM-Stadien drängt nun aber die am Kap besonders heikle Sicherheitslage in den Vordergrund.
«Sicherheit ist immer ein Thema, es wird auch in Südafrika ein großes Thema sein. Ich glaube, dass die Sicherheit verstärkt werden muss», sagte Franz Beckenbauer, der sich auf dem Flug nach Südafrika noch mit Burgstaller - nur wenige Stunden vor dessen Tod auf einem Golfplatz - unterhalten hatte.
Zum Abschluss der WM-Qualifikationsauslosung hat sich der «Kaiser» zu einem demonstrativen Spaziergang entlang der Uferpromenade der Stadt Durban entschlossen. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Debatte um die Sicherheit im Gastland der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 erklärte der 62-Jährige südafrikanischen Journalisten: «Ich war die ganze Zeit in Treffen beschäftigt, aber ich genieße meine Zeit hier, es ist ein sehr schöner Ort und das Wetter ist großartig, daher haben wir uns zu einem Strandspaziergang entschlossen.»
Der nach eigener Unachtsamkeit im Hotel beklaute DFB-Teammanager Oliver Bierhoff zeigte sich enttäuscht, dass die Kriminalität im Land des WM-Gastgebers die geglückte Los-Zeremonie in den Hintergrund gedrängt hatte. «Ich hoffe, dass es bei den weiteren Veranstaltungen ruhig bleibt. Schade, dass so ein Ereignis so überschattet wird.» DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach warnte davor, Südafrika als Gangster-Paradies abzuschreiben. «Wir sollten uns hüten vor solchen Einschätzungen. 1978 bei Argentinien und 1986 bei Mexiko gab es auch sehr viel Skepsis und letztlich war gerade Mexiko ein großartiger Gastgeber.»
Die in Johannesburgs Vorort Sandton eröffnete weltgrößte Fußballmesse Soccerex kam um das Thema Sicherheit auch nicht herum. Dabei hatten die Organisatoren in Durban mehr als 1000 Soldaten und Polizisten aufgeboten, die die Stadt in eine Art Festung verwandelten. Helikopter kreisten über der Stadt, Polizisten zeigten Präsenz, die im Stadtbild allgegenwärtigen Straßenkinder wurden laut Medienberichten aufgelesen und an andere Orte transportiert. Die Stadt wollte als Schaufenster des Landes international glänzen und tat alles, um dem Anspruch gerecht zu werden. Doch selbst eine rauschende Strand-Party konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Organisatoren eine Art Potemkisches Dorf aufgebaut hatten - eine Kulisse, hinter der die harte und mitunter brutale Realität lauerte.
Doppeldeutig meinte daher das Lokalblatt «The Mercury» mit Blick auf die glanzvolle Vorrundenauslosung: «Durban blendet die Welt». Obwohl die verbrechensgeplagten Bewohner Verkehrsstaus und Umleitungen hinnehmen mussten, gab es kaum ein Wort der Kritik. Im Gegenteil: Ein Rundfunk-Moderator flehte im regionalen «East Coast Radio» an die Adresse der rund 3000 Delegierten, Funktionäre und Journalisten: «Bitte lasst uns nicht den Verbrechern ausgeliefert und bleibt hier!»
Denn auf das Ende der Auslosung folgte der Fall in die Normalität - und der ist in Südafrika noch immer viel zu oft von brutaler Gewalt überschattet. Bereits im vergangenen Jahr hatte es in Durban erste Boykottdrohungen von Urlaubsveranstaltern gegeben, nachdem dort deutsche Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes beim Landgang überfallen worden waren. Zwar gab es nach weiteren spektakulären Überfällen auf Ausländer stets Versprechungen der Politiker für eine bessere Sicherheitslage, doch die Bevölkerung spürte davon offenbar nur wenig.
Südafrikas Polizei verteidigte unterdessen ihre Zusicherung, dass während der WM-Qualifikationsauslosung niemand zu Schaden kommen werde. Der außerhalb von Durban auf einem Golfplatz erschossene österreichische Ex-Profi-Fußballer Peter Burgstaller habe sich nicht innerhalb des gesicherten Bereichs aufgehalten, sagte Polizeisprecher Vish Naidoo. Auch für den Diebstahl von Nationalteam-Manager Oliver Bierhoffs Aktentasche in einem Hotel könne die Polizei nicht verantwortlich gemacht werden.
«Wir machen keine Polizeiarbeit innerhalb von Hotels wie dem, in dem die Tasche gestohlen wurde», sagte Naidoo. Südafrikas Polizeichef Jackie Selebi hatte dem Parlament 22. November erklärt: «Ich versichere Ihnen, dass keinem der dort eintreffen VIP-Gästen etwas passieren wird. Sie können mich am Montag anrufen, sollte doch irgendetwas passieren!» Während der Auslosung war der Innenstadtbereich der Hafenmetropole in einen Hochsicherheitsbereich verwandelt worden, in dem mehr als 1000 Soldaten und Polizisten aus dem ganzen land zusammengezogen waren.
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